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Die volle Kraft der Synchronie entfalten

Stellen Sie sich vor, Beatmungsstrategien für jeden Patienten – Atemzug für Atemzug – zu personalisieren, um eine noch lungenschonendere und zwerchfellschonendere Beatmung (LDPV) zu ermöglichen.
Ergänzend zu unseren individuellsten Beatmungsmodi, NAVA und NIV NAVA, führen wir nun Neural Pressure Support (NPS) und Non-invasive Neural Pressure Support (NIV NPS) ein.
Diese einzigartigen Modi – verfügbar als Optionen für das Beatmungssystem Servo-u – wurden entwickelt, um die Patient-Ventilator-Synchronie bei komplexen und herausfordernden Intensivpatienten zu verbessern und so bessere Behandlungsergebnisse zu ermöglichen.

Die volle Kraft der Synchronie entfalten

Clinical illustration comparing healthy diaphragm with diaphragm with atrophy caused by ventilator-induced diaphragm dysfunction

Das Zwerchfell und VIDD

Das Zwerchfell ist in vielerlei Hinsicht der wichtigste Skelettmuskel für den Erhalt des Lebens. Es unterstützt maßgeblich die Sauerstoffaufnahme und die Abgabe von CO₂, um einen gesunden, normwertigen pH-Wert im Blut aufrechtzuerhalten. Seine kontinuierliche Aktivität ist – Atemzug für Atemzug – grundlegend für die Funktion von Lunge, Herz und Gehirn.[1]

Die beatmungsinduzierte Zwerchfell-Dysfunktion (VIDD) ist bei beatmeten Intensivpatient*innen weit verbreitet und steht in Zusammenhang mit dem Behandlungsergebnis. Zentrale Ursachen sind die Inaktivitätsatrophie des Zwerchfells infolge lang andauernder kontrollierter Beatmung, übermäßiger Beatmungsunterstützung und Sedierung.[2],[3],[4]

Clinical illustration comparing early expiratory cycling wave forms with reversed triggering wave forms

Asynchronien und VIDD

Die zunehmende Forschung und das wachsende klinische Bewusstsein für die Bedeutung des Zwerchfells, VIDD und deren Auswirkungen haben kürzlich auch gezeigt, dass eine frühzeitige Beendigung des inspiratorischen Flusses – mit potenziell schädlichen exzentrischen Zwerchfellkontraktionen – bei der druckunterstützten Beatmung häufig auftritt.[5]

Reverse Triggering ist eine weitere häufige Form der Asynchronie, bei der das Zwerchfell durch passive Beatmungsinflationen aktiviert wird. Auch dies kann potenziell schädliche exzentrische Zwerchfellkontraktionen sowie Doppeltriggerungen hervorrufen.[6],[7]

Graphic illustration depicting the SILI self-inflicted lung injury vicious cycle hypothesis

Atemantrieb, Atemarbeit und SILI

Ein weiteres Konzept, das sich als zentrale Herausforderung für das intensivmedizinische Fachpersonal herauskristallisiert hat, ist die Self-inflicted lung injury (SILI) – eine Lungenschädigung, bei der der Atemantrieb und die Atemarbeit eine besondere Rolle spielen.

Wenn sich die Lunge durch eine Kombination aus positivem Beatmungsdruck und negativem, vom Patienten erzeugtem Druck ausdehnt, kann dies zu einem potenziell schädlichen, lungenüberdehnenden transpulmonalen Druck führen.[8],[9]

Eine gezielte Überwachung und Steuerung des Atemantriebs und der inspiratorischen Anstrengung der Patient*innen wird heute empfohlen, um das Risiko für SILI zu minimieren.[10]

Graphic illustration depicting the patients Edi signal, the vital sign of respiration

Edi-Überwachung

Die Überwachung der elektrischen Aktivität des Zwerchfells (Edi) ermöglicht einen kontinuierlichen Einblick in den Atemantrieb der Patient*innen und hat sich als Prädiktor für den Extubationserfolg erwiesen – mit früheren Hinweisen als herkömmliche Weaning-Parameter.[11],[12]

Darüber hinaus wurden zur Überwachung der inspiratorischen Anstrengung – mit dem Ziel, lungenüberdehnende Drücke zu beurteilen – neue Methoden auf Basis statischer und dynamischer Beatmungsmanöver vorgeschlagen, die künftig in der klinischen Praxis Anwendung finden könnten.[13],[14],[15]

Graphic illustration depicting the NAVA Neurally Adjusted Ventilatory Assist and NIV NAVA ventilator wave form

NAVA und NIV NAVA

Eine große, randomisierte, multizentrische Studie zeigte, dass NAVA die Zahl der beatmungsfreien Tage signifikant erhöhte und die Dauer der mechanischen Beatmung um nahezu 35 % verkürzte.[16]

Die lungen- und zwerchfellschonenden Prinzipien von NAVA beruhen darauf, dass das Tidalvolumen vom Atemzentrum der Patient*innen gesteuert wird. Der bereitgestellte inspiratorische Druck ist dabei synchron und proportional zur Aktivität der Zwerchfellmuskulatur – diese ist für das intensivmedizinische Personal kontinuierlich sichtbar.[17],[18],[19]

Graphic illustration depicting the NPS Neural Pressure Support and NIV NAVA ventilator wave form

NPS und NIV NPS

Die neuen NPS-Modi bieten Kliniker*innen die Möglichkeit, eine druckunterstützte Beatmung (PS) mit neuralem Trigger und atemphasengerechter Zyklusbeendigung in Synchronisation mit der Zwerchfellaktivität einzustellen. Dies kann die Häufigkeit vorzeitiger Ausatmungszyklen reduzieren und zugleich das Risiko schädlicher exzentrischer Zwerchfellkontraktionen minimieren – ein Phänomen, das bei konventioneller, flussgesteuerter PS häufig beobachtet wurde.[20],[21],[22]

Eine besondere Chance, die sowohl NAVA als auch NPS bieten, ist das Prinzip der Echtzeit-Titration der Beatmungsunterstützung auf eine Zielzone des neuronalen Atemantriebs – und damit die Sicherstellung einer angemessenen Zwerchfellaktivität.

Graphic illustration showing both obstructive COPD non-invasive patient with mask and restrictive ARDS intubated patient

Restriktive und obstruktive Lungen

Im Vergleich zu NAVA kann die schnellere Druckaufbaurate in NPS Vorteile im Management von restriktiven (z. B. ARDS) und obstruktiven (z. B. COPD) Patient*innen bieten – insbesondere bei solchen mit hohem Atemantrieb, der zu übermäßigen, lungenüberdehnenden Drücken beiträgt.[20],[22]

Sollte sich der Atemantrieb und die inspiratorische Anstrengung der Patient*innen nicht von selbst auf lungenschonende Zielwerte regulieren, kann eine sorgfältige Titration der Inspirationsanstiegszeit und des PEEP erforderlich sein. Eine zusätzliche Kontrolle des Atemantriebs kann auch durch die gezielte Titration von Sedierung oder neuromuskulären Blockern erreicht werden.[23]

Graphic illustration of human figures illustrating the benefits of NAVA and NPS such as respiratory muscle exercise, and a sun and moon depicting day to night shifts when fewer experienced clinical staff are available

Kombination von NAVA und NPS

Ein besonderer Vorteil neural gesteuerter Beatmungsmodi besteht darin, dass sie ein gezieltes Muskeltraining auf physiologischere Edi-Niveaus ermöglichen. NAVA und NPS können im Wechsel eingesetzt werden – mit variierender Entlastung der Atemmuskulatur. Dabei ist die Trainingsintensität in NAVA höher, während NPS mehr Erholungsphasen bietet.[24],[25]

Zudem besteht die Möglichkeit, die Wahl des Modus zwischen Tag und Nacht anzupassen – beispielsweise wenn die Intensivstation nachts mit weniger spezialisiertem Fachpersonal besetzt ist, das im Umgang mit NAVA möglicherweise weniger erfahren ist als mit NPS.

Graphic illustration showing an x-ray of a human torso with lungs, diaphragm and Edi signal as well as NAVA and NPS waveforms

Implementierung

Die NPS-Modi werden als Brücke zwischen konventioneller und neural gesteuerter Beatmung betrachtet. Durch die Kombination aus Edi-Überwachung, NAVA und NPS kann eine effektive Implementierung dieser Technologie in die klinische Praxis erleichtert werden – auch in einer komplexen und zeitkritischen Umgebung auf der Intensivstation.

Ein schrittweiser Implementierungsansatz kann verfolgt werden: Beginnend mit der reinen Edi-Überwachung, gefolgt von NPS – und abgerundet durch NAVA als Höhepunkt der personalisierten Beatmung.

Literatur und Schulung

Erfahren Sie mehr über die Vorteile von Getinges Ansatz zur personalisierten Beatmung sowie über unsere neuesten wegweisenden Technologien und Innovationen in der mechanischen Beatmung.

Tablet computer displaying the Getinge Academy training and education web page for NPS and NAVA

Schulung und Weiterbildung zu NPS & NAVA

Erfahren Sie mehr über die Beatmungsmodi NPS und NAVA auf unserer Academy-Weiterbildungsplattform.

Tablet computer displaying a slide from the Servo-u product e-brochure showing an exploded view of a Servo-u ventilator system

Das Beatmungssystem Servo-u

Entdecken Sie die Servo-u eBrochure und erfahren Sie, wie unser Flaggschiff unter den Servo-Beatmungsgeräten Sie auf der Intensivstation unterstützen kann.

Tablet computer displaying a slide from the Servo-u functionalities flyer showing an Edi hardware module and NPS x-ray torso graphic illustration

Servo-u Funktionen

Nutzen Sie das volle Potenzial Ihres Servo-u mit zusätzlichen Funktionen und unseren neuesten Softwareoptionen.

  1. 1. Perry SF, et al. The evolutionary origin of the mammalian diaphragm. Respir Physiol Neurobiol. 2010 Apr 15;171(1):1-16.

  2. 2. Dres M, Goligher EC, Heunks LMA et al Critical illness-associated diaphragm weakness. Intensive Care Med 2017 43(10):1441–1452

  3. 3. Goligher EC, Dres M, Fan E et al Mechanical ventilation-induced diaphragm atrophy strongly impacts clinical outcomes. Am J Respir Crit Care Med 2018 197(2):204–213

  4. 4. Kyo M, Shimatani T, Hosokawa K, et al. Patient–ventilator asynchrony, impact on clinical outcomes and effectiveness of interventions: a systematic review and metaanalysis. J Intensive Care. 2021; 9: 50.

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